Loops
Wiederholung hat es in der Musik immer schon gegeben. Aber
erst durch das mechanische und elektronische Instrumentarium (Tonbaender,
Sequencer und Samples) erreicht Wiederholung eine neue Qualitaet. Sie
unterliegt nicht laenger den natuerlichen Schwankungen der menschlichen
Anstrengung, sie ist unbeirrt exakt mechanisch, noch unbeirrbarer sogar als
die Wiederholung der Takte eines Motors [@4].
Fuer die Arbeit mit Wiederholung hat das Konsequenzen. Es
gibt eine neue Verantwortung im Umgang damit. Die magische Wirkung von endlosen
Wiederholungen ist seit Alters her bekannt. Sie gilt in aehnlicher Weise fuer
die mechanisch exakte Wiederholung.
Endlosschleife
Von einer
Endlosschleife spricht man dann, wenn kein zeitlicher Bezugspunkt (Anfang und
Ende) des widerholten KMs oder der wiederholten Sequenz ersichtlich ist. Solche
Bezugspunkte sind entweder in der Sequenz selber vorgegeben, oder sie werden
markiert durch den Beginn der Wiederholungsserie.
Wirksame Endlosschleifen muessen, wenigstens praktisch, eben
'endlos' sein. Zeitlich eingefuehrt koennen sie nur durch fade in
werden oder durch Freigabe von Maskierung durch vorige lautere Elemente,
sodass sie, wenn diese enden, ploetzlich in Erscheinung treten als waeren sie
immer schon dagewesen. Auf dieselbe Art lassen sie sich praktisch wieder
beenden [@1]. Jeder abrupte
Beginn markiert einen Bezugspunkt innerhalb der Schleife, der als Anfang
empfunden wird. Es dauert dann oft lange, bis sich das Gefuehl fuer die
Endlosschleife wiederherstellt.
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@1 Guenther
Rabl: MUGL ENTSTEIGT
1.1 Besonders der vierte Abschnitt ist bis zur Kulmination
durchgehend mit Schleifen gearbeitet. Eine echte Endlosschleife darin ist das
Bassmotiv, dass nach einiger Zeit kontinuierlich eingeblendet wird und am Ende
im kulminierenden Getuemmel untergeht.
@2 Guenther
Rabl: MUGL ENTSTEIGT II
Zwei
unterschiedlich lange Schleifen mit Klaengen einer Saite, die zum Teil unter
Wasser ist, verschieben sich minimal gegeneinander. Dort, wo sie wieder in der
Ausgangskonstellation zusammentreffen, sind jeweils organische Zeitpunkte fuer
Veraenderungen. Beim zweiten Zusammentreffen wird der Prozess durch immer laenger
werdende eingeschaltete Pausen aufgeloest.
@3 Guenther
Rabl: ROLLER
Das Schlackern
einer gestrichenen Kontrabassaite auf niedriger Geschwindikeit bildet den Kern
dieses Stueckes. Ab einem gewissen Zeitpunkt setzt die Wiederholung eines
bestimmten Bereiches ein, wobei Startpunkt und Endpunkt des wiederholten
Ausschnittes staendig variiert werden. (Diese Start- und Endpunkte sind
organische Punkte im Klangmaterial selbst).
@4 Guenther
Rabl: MITE E-LITE
Das
ganze Stueck verwendet den Klang eines Motors und seine rhythmische Struktur. Die
Analyse davon zeigt, dass der Takt aus vielen kleinen Explosionen besteht, von denen
keine der anderen gleicht. Unmittelbar nach dem Starten gibt es eine etwas ’unrunde’
Phase, dann beginnt der Motor rund und gleichmaeesig zu laufen, dann kommen
einige Fehlzuendungen und die Unregelmaesigkeit nimmt wieder zu. Alles in allem ein natuerlicher Prozess.