ELECTRIC ORPHEUS ACADEMY
7.,8.,9. und 22. August 2020
Festival für elektroakustische Musik
Altes Sägewerk, Heumühle, Rappottenstein
Künstlerische Leitung: Günther Rabl
Technische Leitung: Wolfgang Musil
Organisation: Alexandra Sommerfeld
Aufbau und Licht: Richard Bruzek
tontechnische Assistenz:
Felipe dos Santos
Wie auch in den vergangenen Jahren steht elektroakustische Musik im Zentrum des Programmes - autonome elektroakustische Musik, die einen bewussten Umgang mit dem Medium, mit Lautsprechern und mit dem realen Raum pflegt. 'Fixed media music' (früher Komposition auf Tonband, heute von digitalen Speichermedien), aber auch Live-Electronics sowie Kombination mit anderen Disziplinen wie Instrumentalmusik, Sprache, Licht- und Raumgestaltung.
Eine ihrem Wesen nach 'mediale' Kunstform trifft auf den realen Raum, muss sich in diesem inszenatorisch entfalten und kann so erst mit anderen raum-zeitlichen Aspekten in Austausch treten. Diese Haltung ist auch im Titel des dreitägigen Festivals, INSIDE OUT, knapp auf den Punkt gebracht.
Das Lautsprecherorchester von Günther Rabl - erweitert durch Leihgaben von Gilbert Handler, Wolfgang Musil und Richard Bruzek - steht für die Aufführungen an vier Abenden zur Verfügung. Es ist das eine Sammlung von Lautsprechern unterschiedlicher Charakteristik, darunter legendäre Modelle, wie die Kugelboxen, die eigens für die EXPO '92 in Sevilla angefertigt wurden, oder das große Klipsch-Basshorn mit 1.7m Trichteröffnung für extrem tiefe Frequenzen.
Festival für elektroakustische Musik 2020
FR 7. August, 20h
INSIDE OUT Teil1- zentral
LANDSCHAFT MIT PIANIST
für 3-kanal Tonband und Klavier ad libidum, 1986, 35min
Rekonstruktion eines legendären Konzertes in Form einer akustischen Inszenierung
Günther Rabl Tonbandkomposition, Klangregie
Friedrich Gulda Klavierimprovisation (Originalaufnahme der Premiere 1986)
'Landschaft mit Pianist' war die letzte Zusammenarbeit von Günther Rabl und Friedrich Gulda. Eine, in der elektroakustischen Musik bewährte Form der Kombination eines Instrumentalparts mit einer Zuspielung, wobei die Zuspielung (in diesem Fall noch auf Tonband) wiederum aus Klangmaterial des Instrumentes entwickelt ist.
"Mein Ansatz war der, eine Tonbandkomposition ausschließlich aus Klavierklang zu schaffen, ein autonomes Musikstück, das aber auch Raum für eine Klavierimprovisation läßt ......
Ich legte dem Ganzen ein mikrotonales System von 60 Stufen pro Oktave zugrunde, aufgeteilt in 3 Skalen, die die originalen Töne der Klavierstimmung aussparten. (Ein totales Cluster davon hört man gegen Ende des Stückes in der Wind-Szene) .....
Eine akustische Landschaft entstand auf diese Weise, die für sich selber stehen kann, aber auch einem „wandernden” Klavierspieler Raum gewährt." G.R.
Diese Produktion, mit Friedrich Gulda am Klavier, wurde mehrmals aufgeführt: u.a. 1986 im Konzerthaus Wien (Mozartsaal und großer Saal), 1987 Philharmonie München.
Der autonome Zuspielteil 'LANDSCHAFT' hingegen ist seither fixer Bestandteil des internationalen Repertoires und wird gelegentlich bei akusmatischen Konzerten und Festivals in Österreich und Frankreich gespielt.
Im Mai 2020 wäre Friedrich Gulda 90 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass - und weil sich die Aufführungsform bewährt hat - eröffnet die Produktion das INSIDE OUT Festival 2020.
BITTERSWEET
Tonbandkomposition, 6-kanal, 1987, 3min
Günther Rabl Komposition, Klangregie
Ein kurzes Stimmungsbild, das vom labilen Gegensatz zweier Typen von Klängen getragen wird. Die einen nah, intim, sanft und daher leise; die anderen grob, agressiv, aber von fern und daher ebenfalls leise. Auch vom Ausgangsmaterial her sind die Sphären getrennt: Klavierklänge (aus dem Material zu 'LANDSCHAFT') - Kontrabaßklänge (aus dem Material zu 'EVE').
http://www.gulda.at
Günther Rabl / Friedrich Gulda LANDSCHAF MIT PIANIST ccr301
Günther Rabl WERKE 5 (Landschaft / Eve / Kleine Fuge / Bittersweet) ccr405
Friedrich Gulda 3 PIANO PIECES ccr202
und alles licht in diesem ton
Elektroakustische Musik, 4-kanal, 2017, 20min
Katharina Klement Komposition, Klangregie
Die 1963 in Graz geborene Komponistin arbeitet als "composer-performer" im Bereich von komponierter und improvisierter, elektronischer und instrumentaler Musik. Auch zahlreiche querverbindende Projekte innerhalb der Bereiche Musik-Text-Video zählen zu ihren Aktivitäten. Ihr besonderes Interesse gilt seit jeher dem Klavier, speziell dafür erweiterten Spieltechniken. Zusammenarbeit mit verschiedenen Ensembles und KünstlerInnen (ensemble recherche, Klangforum Wien, Ensemble PHACE, Martin Siewert, Manon Liu Winter u.a.).
Seit 2006 ist sie Lehrbeauftragte am Lehrgang für Computermusik und elektronische Medien an der Universität f. Musik u. darst. Kunst Wien.
"Aus vorwiegend tieffrequentem und flächigem Klangmaterial entstehen im Laufe des Stücks Texturen, die stetig zwischen Ton und Geräusch angesiedelt sind. Als würde ein Lichtstrahl eine klangskulpturale Masse beleuchten, ziehen Luftbewegungen, Knistern und Brodeln auf, ein akustischer Blick in einen dampfenden Vulkan, der immer wieder neue Klangströme hervorbringt. Der Titel ist einem Text von Marlene Streeruwitz entnommen." K.K.
http://www.katharinaklement.com
ES = ES
für Bassklarinette und 6-kanal Zuspielung, 2019/20, Uraufführung
Daniel Lercher Komposition, Bassklarinette
Kompositionsförderung der Stadt Wien
Der 1981 in Judenburg geborene Musiker/Komponist Daniel Lercher ist einer der umtriebigsten Live-Elektroniker der internationalen Improvisations-Szene. Seine Konzerte und Tourneen führten ihn nach Skandinavien, Island, Südamerika, Indien und Australien.
Gerne arbeitet er in kleinen Formationen mit anderen Musikern/innen zusammen (Henrik Nørstebø, Agnes Hvizdalek, Katharina Klement, Peter Kutin, u.a.), gelegentlich auch mit Tanz (Tara Silverthorn, Asher O’Gorman, u.a.)
In seinen elektroakustischen Kompositionen, die auf mehreren Schallplatten und CDs vröffentlicht sind, setzt er oft field-recordings ein, oder gezielt Material, das klanglich und analytisch zum Einsatz kommt (wie etwa indonesische Gamelan-Orchester im Zyklus
'DHALANG', der hier vor zwei Jahren bereits aufgeführt wurde).
In dieser Arbeit besinnt Daniel Lercher sich wieder auf sein ursprüngliches Instrument, die Bassklarinette,und stellt damit den Bogen zu seiner gegenwärtigen Arbeitsweise her.
https://lercher.klingt.org
OHNE WORTE
ein musikalisches Gebet 2017/20
Martin Sierek Komposition, Keyboards, Synthesizer
Der Organist und Musikwissenschaftler Martin Sierek (geb. 1958 in Raabs/Thaya) ist seit seinem ersten Auftreten in den 1980ern eine eigenwillige Erscheinung in der österreichischen Musikszene zwischen Computermusik und Kirchenmusik, die er auch 2000-04 in Wien studierte, nach Studien an den Musikhochschulen Wien und Graz. Nach vielen außerordentlichen Konzerten in Frankreich und Österreich (Wiener Konzerthaus, Steirischer Herbst, Synthese Bourges, u.a.) sowie freiwilligem sozialem Einsatz in der Behindertenarbeit und Lebens- und Sterbebegleitung, arbeitete er bis 2019 als Mesner in der Jesuitenkirche Wien, wobei er das scheinbar Unmögliche versuchte: liturgische Vorgaben mit avancierter elektroakustischer Ästhetik zu verbinden.
"Ohne Worte ist dem Kommunikationswissenschaftler Haimo Handl gewidmet.
Meine Arbeit mit der antiken musikalischen Proportionenlehre im neuen Licht einer modernen Obertontheorie ist zu einem ihm gewidmeten Werk einer auch diskret religiösen Motivation geworden." M.S.
https://www.musiklexikon.ac.at/ml/musik_S/Sierek_Martin.xml
https://db.musicaustria.at/node/64802
Plattenpräsentation:
Dieter Feichtner
KRONPRINZ RUDOLFS TRAUM (1978)
Der Sound der Siebziger auf Vinyl
Die Schallplatte, mit einem Cover von Gernot Sommerfeld und liner notes in Deutsch/Englisch. Limitierte Auflage.
Festival für elektroakustische Musik
SA 8. August, 20h
INSIDE OUT Teil2 - frontal
SOLITUDE
Eine Ein-Mann-Oper, 2020 Uraufführung
Gilbert Handler Komposition, Stimme, Live-Elektronik
Christian Tschinkel Klangregie
Kompositionsauftrag von NÖ-Kultur
Gilbert Handler, *1972, Klosterneuburg, lebt als freischaffender Komponist, Klangkünstler und Vokalist in Niederösterreich.
Studium der Computermusik und elektronische Medien am Institut für experimentelle Musik an der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Wien sowie Studium der Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte an der Universität Wien.
1996-2000 Betreuung von psychisch Kranken in der Landesnevenklinik Gugging, deren ART BRUT das Schaffen Handlers stark beeinflusste.
Seit 1999 Kompositionen und Engagements u. a. am Volkstheater und Theater Drachengasse in Wien, Theater Phönix in Linz, Schauspielhaus Graz, Kampnagel in Hamburg, Schaubühne Berlin, Schauspielhaus Dresden, sowie bei Festivals in Zürich, Skopje, Kairo und Nairobi.
Kompositionen für Filme (z.B. Tag und Nacht von Sabine Derflinger) und Hörspiele (z.B. Käfergräber von Thomas Arzt / Andreas Jungwirth).
2005 Theodor Körner Preis für 'Viele Zungen, eine Sprache'
2014 Nestroypreis für die beste Bundesländer-Produktion (Höllenangst, Regie Susanne Lietzow), bei der Gilbert Handler die Musik komponierte und live als Sänger mitwirkte
2016 Anerkennungspreis des Landes Niederösterreich in der Sparte Musik.
2018 Sänger und Darsteller (Wirt) in der Viertelsfestival-Produktion 'Das Wirtshaus zur letzten Latern', im alten Sägewerk, Heumühle, Rappottenstein.
01) Ouvertüre (Is not it schön ?)
02) Lonesome Cowboy
03) I was born under the neon light
04) Circus Solitude (Wo sind all die Blumen hin ?)
05) Harmonika
06) In die Berg
07) Eis
08) Lokomotive
09) Alles wuascht
10) Nicht alleine
11) Komm süßer Tod
SOMNIFICATIONS
Elektroakustische Musik, 2019/20 Uraufführung
Christian Tschinkel Komposition, Klangregie
Kompositionsauftrag der Stadt Wien
Christian Tschinkel ist ein konsequenter Künstler, der auch nach einem Studium der Psychologie und Musikwissenschaft (Univ. Graz) und Seminaren in Tontechnik, Musiktherapie und Klangregie keine Berührungsängste mit Popmusik hat. Im Gegenteil: Über die Beschäftigung mit 'Popakusmatik' (theoretisch und praktisch) gelangte er zur 'Akusmonautik', in der er die Musik aus Lautsprechern in einen großen Zusammenhang stellt (wie zB. im 'KUIPER BELT PROJECT', 2015).
Die Liste seiner Aufführungen reicht vom ZKM Karlsruhe bis zu Vortex London, IEM Cube Graz, Wotrubakirche Wien. Zusammen mit Gilbert Handler und dem vereinigten Lautsprecherorchester L.O.V.E. gestaltet er die akustische Inszenierung der musikalischen Werke von Herrman Nitsch im Nitsch-Museum Mistelbach.
"das werk von christian tschinkel ist durch neueste musik, elektronik und lautsprecherorchester geschult. diese klanganordnungen von einem künstler, der ein ganzheitliches begreifen des universums in sich hat, tragen nicht den modischen akzent der zeitgenössischen musik. hier geht es um mehr, um ein tieferes wollen. .... der gedanke von sphärenklängen wird aufgespürt, eine meditative trunkenheit kann beim hören dieser musik empfunden werden. das ewig neue, dem ereignis des seins verpflichtet, vollzieht sich, bewirkt metaphysik. wir stehen einer klangsprache gegenüber in der die zeit überwindende unauslotbare perspektive unserer eigenen existenz sich öffnet. sonnensysteme, galaxien, vielfache kosmische entwürfe betreffen diese kompositionen. das universum beginnt zu tönen."
hermann nitsch
https://www.acousmonuments.space
01) Decelerating Frequency
02) Signal Flow
03) TITAN CHORD I
04) Sound Field
05) Space Factor
06) Increasing Frequency
07) Super Frames
08) TITAN CHORD II
09) TITAN CHORD III (incl. Harleqin Signature 6)
10) Science Fiction
11) Harlequin Signature 9
12) Intro
13) Soul Flight
aus dem Vermächtnis des Tondichters Franz Dieter Feichtner
Es gibt zwei Arten von Berühmtheit: eine mediale und eine natürlich wachsende.
Die mediale geht schnell, kann aber genauso schnell auch wieder verfallen; die natürlich wachsende entwickelt sich langsam und stetig.
Die Bekanntheit des exzeptionellen Synthesizer-Virtuosen Dieter Feichtner (1943, Innsbruck - 1999, Salzburg) gehört definitiv zur zweiten Art. Hierzulande wurde er oft einseitig wahrgenommen. Man kannte, schätzte (oder fürchtete) ihn für seine launischen und exzessiven Auftritte, oder aber durch seine Zusammenarbeit mit Musikern der internationalen Jazzwelt (The Trio - mit John Surman, Barre Philips, Stu Martin sowie Terje Rypdal oder Trilok Gurtu).
Der musikalische Nachlass von Dieter Feichtner besteht in ca. 120 Stunden Musik (unterschiedlicher musikalischer und technischer Qualität) auf Tonband und Cassetten. Unter Mitwirkung von Elisabeth Roman konnte er 2003/04 digitalisiert und katalogisiert werden. Davon ist erst ein Teil veröffentlicht.
BEST OF UBU 17min
Dieter Feichtner Synthesizer, Georg Danczul Aufnahme und Abmischung
1980 fand in Salzburg eine Aufführung von Alfred Jarrys Theaterstück 'König Ubu' statt. Es war dies die erste deutschsprachiche Aufführung dieses legendären surrealistischen Stückes aus dem jahre 1896 ! Dieter Feichtner durfte die Musik dazu liefern. Er spielte einige Charakterstücke dafür ein, in denen er seinen verblüffenden Fähigkeiten zu stilistischer Mimikry freien Lauf ließ: vom Blues über ein berührendes Harmonium bis hin zum Dudelsack - alles am Synthesizer, einmal auch am Schlagzeug
UMKREMPELN 10min
Dieter Feichtner Synthesizer, Günther Rabl Aufnahme und Abmischung
Zwei Jahre später ein neuerlicher Versuch, durch overdubs einen stilistischen Weg zu finden. Es ist das einzige Dokument dieser Serie. Die weitere Arbeit mündete geradewegs in die 'direct recordings' , die die folgenden Jahrzehnte bestimmten.
Dieter Feichtner ANTHOLOGY vol.1 (3CD-Box) ccr501-3
Festival für elektroakustische Musik
SO 9. August, 20h
INSIDE OUT Teil3 - diagonal
SHIOSAI
fixed media music, 4-kanal, 2018, 6min
Oliver Grimm Komposition
Günther Rabl Klangregie
Shiosai, etwa 'Das Donnern der Brandung', nach dem gleichnamigen Roman von Mishima Yukio.
Oliver Grimm verwendet darin spektrale Analysen eines Solos seiner Frau, der Koto-Virtuosin Chieko Mori (beide waren bereits artist in residence beim EOA-workshop 2012) und wendet die daraus gewonnenen Skalen auf synthetisches Material und Wasserrauschen an.
Oliver Grimm (geb. 1977 in Klagenfurt) lebt in Tokyo. Er studierte Computermusik an der Musikuniv. Wien und war von 2002-03 Mitglied der FABRICA (Benneton Art Research Center) in Treviso. 2007-10 unterrichtete er Computermusik an der Hochschule der Künste in Tokyo.
BEVEL
Dezett für 8 Lautsprecher
Computermusik, 8-kanal, 2020, 12min, Uraufführung
Vinzenz Schwab Komposition, Klangregie
Schlagwerk & Saiteninstrumente: Isabella Forciniti
Gestimmt nach der Lucy-Harrison-Scale *) bewegt sich die Komposition 'Bevel' ('Schrägschnitt') in einer Linie von 6 Lautsprechern quer durch den Raum. Mit 2 weiteren Lautsprechern bildet sich alternativ eine Quadrophonie. Rhythmische und tonale Strukturen von Schlagwerk-Aufnahmen wurden verwoben, deren Reihen permutiert. Originalklänge blitzen zeitweise auf.
V.S.
Vinzenz Schwab (*1981): algorithmische Komposition, Live-Elektronik, Experimentalfilm-Musik. Veröffentlichungen auf canto crudo: dings #2, auf dem Album CAVE (ccr304) / dings #1 (ccr901) / mäander 2 (ccr902)
Chieko Mori, Oliver Grimm: KOTOISTIC, ccr303
http://vinzenz.klingt.org
GEIGER BEATS
a primitive chaos, 2016, 6min
Elektroakustische Komposition auf der Basis von Rhythmen eines Geigerzählers
Guy Fleming Komposition
Günther Rabl Klangregie
Der Australier Guy Fleming ist ausgebildeter Geologe, Astronom, Organist und nicht zuletzt auch Fotograf. In seiner Heimat ist er vor allem für seine Arbeit über den Verfall einer stillgelegten Müllverbrennungsanlage 'A Study in Decay' - bekannt.
Daneben beschäftigte er sich aber auch mit der mannigfaltigen Akustik der Ruine und schuf aus Tonaufnahmen ein vielbeachtetes Werk 'Confined Entropy'.
In 'Geigerbeat' beschäftigt er sich mit den Rhythmen, die ein Geigerzähler beim Messen von radioaktivem Material hervorbringt.
Ursprünglich war auch ein Live-Performance mit einem Geigerzähler geplant. Wie Fleming das dazu nötige radioaktive Material mitbringen wollte, ist unklar. Als leitender Angestellter eines nationalen geologischen Institutes, hätte er vermutlich Mittel und Wege gefunden. Eine Reise nach Europa ist unter den gegenwärtigen Bedingungen aber nicht möglich. Somit bleibt es bei dieser kurzen Skizze.
Guy Fleming: CONFINED ENTROPY, ccr304
In Memoriam Martina Cizek (1959-2019)
KNARZ
Auswahl aus 22 Miniatüren
Martina Cizek Komposition
Klangregie Wolfgang Musil, Richard Bruzek
Das Konzept dieser Arbeit bildet die Idee, die Atmosphäre eines 300 Jahre alten Hauses einzufangen. Jede Türe aus einem anderen Holz mit unterschiedlichen Eisenbeschlägen, Scharnieren und Schlössern. Schiebetüren mit alter Mechanik treffen auf Kastentüren. Ein großes Hofeinfahrtstor singt melodiös zum Empfang. Jede Tür hat ein verschiedenartiges Eigenleben. Die unterschiedlichen Klänge galt es zu entdecken und einzufangen. Die Vielfalt entstand durch die Art der Bewegung. Geschwindigkeit und Intensität beeinflussten die Feinabstufungen der Klangwelten von Quietsch- und Knarzgeräuschen, die sich als Instrument oder menschenähnliches Raunzen entpuppten, sogar Annäherungen an Stimmen oder Tierstimmen fanden sich im Prozess der Aufnahme.
M.C.
Knarren ist soetwas wie ein Archetyp in der Geschichte der elektroakustischen Musik. Man denke nur an das bahnbrechende Werk 'Variations pour une port et un soupir' (Variationen über eine Tür und einen Seufzer) von Pierre Henry aus dem Jahr 1963. Henry verwendet darin lediglich das - virtuos eingesetzte - Knarren einer Türe, die Aufnahme eines Atemzuges, und als verbindendes Element noch ein Flexaton. Seither fand der Klangtypus einer knarrenden Tür - symbolisch, oder rein akustisch - in zahlreichen Stücken und Projekten Verwendung (auch verwandte Klänge, wie zB. das Knarren eines Segelmastes im 'Leviathan' von Bill Schottstaedt).
Was ist 'Knarren' aber anderes, als ruckartige Bewegung im Grenzbereich von Zeit- und Frequenzwahrnehmung ?
Wenn Martina Cizek diesen Klangtypus aufgreift, dann geht sie mit dem Gehör und Formgefühl einer Saxophonistin daran - als Musikerin eines Instrumentes, das im Grenzbereich genauso funktioniert. Ihre 22 'Miniatüren' sind gleichsam eine Fortsetzung der trockenen, formalen Arbeit Henrys ins oppulent Musikantische.
PRIMA MATERIA
mehrkanalige live-Komposition für Elektronik und Lautsprecher
Manuel Knapp live-electronics
Eines kann man jetzt schon sagen: Es wird laut. Manuel Knapp ist Vertreter des Noise, einer Musikszene, die sich in den großen urbanen Zentren, insbesondere Tokyo, entwickelt hat.
"transmutationen von analogen und digitalen harsh noise und noisetexturen generiert durch feedback, oszillatoren und effektgeräten. um grenzbereiche der warnehmung von ordnung, raum und zeit zu schaffen, werden in einer möglichst formlosen basis transmutationen von frequenzen und texturen ermöglicht, die der vorstellung einer impliziten ordnung folgen und ein momentum schaffen das verborgene strukturen entfaltet." M.K.
Manuel Knapp (*1978 in Wolfsberg), 1997-2002 Studium der Malerei an der Akademie der bildenden Künste Wien
2002-2004 Studium der Computermusik am Institut für Elektroakustik, Universität f. Musik u. darst. Kunst Wien. Seit 2002 freischaffend tätig im Bereich der bildenden Kunst, Musik und Film.
Festival für elektroakustische Musik
SA 22. August 20h
BETIRI
Sprechoper nach einer Novelle von Werner Helwig
Neuinszenierung einer Produktion von 1998/99 als szenische Lesung
Sprecher/in: Alexandra Sommerfeld
Computermusik, Klangregie: Günther Rabl
Licht&Raum: Gernot Sommerfeld
Tontechnik: Klaus Gstettner